Urlaub: Wo kann die Lunge Kräfte tanken?

Sommerzeit – Urlaubszeit. Doch welche Urlaubsziele empfehlen sich für Reisende mit Lungenproblemen? Professor Hinrich Hamm aus Hamburg rät zu Reisezielen mit möglichst sauberer Luft und wenig Pollenflug. „Das sind in Deutschland die Orte an den Küsten und in Gebirgslagen“, sagt der Internist, Lungenfacharzt und Allergologe. Die meersalzhaltige Luft der Küste hält die Schleimhäute der unteren Atemwege feucht und kann selbst hartnäckigen Husten lösen. „Generell ist ein gemäßigtes Klima zu empfehlen“, betont Hamm. Hitze sollte eher gemieden werden, da sie den Kreislauf strapaziert. Das sei gerade für Lungenpatienten ungünstig, da sich der Verlust von Lungenfunktion belastend auf das Herz auswirken könne. Andererseits könnten in nordischen Ländern etwa bei Asthmatikern die Atemwege bei sehr trockener, kalter Luft überempfindlich reagieren.

Gemäßigtes Klima, saubere Luft, wenig Pollenflug

„Lungenpatienten sollten ihr Urlaubsziel und die Art der Anreise vorab mit ihrem Arzt besprechen“, empfiehlt Hamm. Dann sollte unter anderem auch der Impfstatus geprüft werden: Vor allem Influenza- und Pneumokokken-Impfungen seien bei weiteren Reisen zu empfehlen. Weitere Tipps: Wichtige Medikamente möglichst griffbereit im Handgepäck mitnehmen, Stress meiden und prüfen, ob der Versicherungsschutz ausreicht, so Hamm. „Zum Beispiel kann eine Reiserückholversicherung nützlich sein, wenn man weit weg von zuhause kritisch krank wird.“

Ist der Impfschutz noch aktuell?

Welche Verkehrsmittel sind für Lungenpatienten zu empfehlen? Das hänge von der Reiseentfernung und der Reisedauer genauso ab wie von der Erkrankung und ihrem Schweregrad, sagt Hamm. „Für kürzere Strecken sind für schwer Lungenkranke das Auto und die Bahn gegenüber dem Flugzeug zu empfehlen, weil der niedrige Kabinenluftdruck und die sehr trockene Luft in Fliegern zu Atemnot führen können. Wer schwer lungenkrank ist und fliegen will, sollte sich rechtzeitig an die jeweilige Fluggesellschaft wenden und eine Sauerstoffversorgung an Bord ankündigen.“

Bei Alpha-1 und COPD: Höhenluft meiden!

„Auch in Reisefragen muss man die individuelle Situation des Patienten berücksichtigen“, betont Hamm. Ein Beispiel: Hausstaubmilben-Allergiker können von einem Urlaub in den Bergen besonders profitieren, da die Menge an Milben ab einer Höhe von rund 1.500 Metern deutlich abnimmt. Andererseits sind die Berge als Urlaubsziel für kritisch Lungenkranke in der Regel nicht zu empfehlen, da der verfügbare Sauerstoff mit der Höhe abnimmt. Das gilt zum Beispiel für schwerere Fälle der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung COPD oder des Alpha-1-Antitrypsin-Mangels, kurz „Alpha-1“ genannt. Beide Erkrankungen haben dieselben Symptome (Atemnot, chronischer Husten und verstärkter Auswurf) und führen unbehandelt schlimmstenfalls zu einer Zerstörung der Lunge, die eine Transplantation erforderlich macht. Während die „klassische“ COPD eine – vor allem durch das Tabakrauchen – erworbene Erkrankung ist, wird Alpha-1 vererbt. Da sich noch immer viele „Alphas“ unter der Diagnose „COPD“ verstecken, rät Hamm jedem COPD-Patienten, sich vorsorglich auf Alpha-1 testen zu lassen. Eine Behandlungsoption für den schweren Alpha-1-Antitrypsin-Mangel stellt die Infusion des Proteins Alpha-1-Antitrypsin dar, welches den Erkrankten fehlt und die Funktion hat, das Lungengewebe zu schützen. „Je früher die Therapie startet, desto besser kann das Fortschreiten der unheilbaren Krankheit verlangsamt und die Lebensqualität erhalten werden“, sagt Hamm. Egal ob Alpha-1 oder COPD – auch für schwerer lungenkranke Menschen ist Urlaub nicht ausgeschlossen. Dabei gilt: Das entfernteste Reiseziel muss nicht unbedingt das beste sein. Auch beim Spaziergang im benachbarten Luftkurort kann man die Seele baumeln lassen – und viel Kraft und Lebensqualität tanken.

Quelle: alpha-1-info.de

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